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Schnittstellen zum Wissenschaftssystem in Brandenburg - BTU-Interview zur Arbeit der Präsenzstellen

In Brandenburg arbeiten aktuell sieben Präsenzstellen. Zwei davon in Trägerschaft der BTU, die Präsenzstelle Spremberg und die Präsenzstelle Westlausitz | Finsterwalde. Die Präsenzstelle Westlausitz | Finsterwalde präsentiert die BTU und die TH Wildau im Süden des Landes. Im Regionalen Wachstumskern Westlausitz arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür, die Angebote der Hochschule in der Region zu platzieren und als erster Anlaufpunkt für alle Fragen rund um das Thema Forschung, Lehre und Transfer zur Verfügung zu stehen. Silke Söldner, Christian Rapp (beide BTU) und auch Dominique Franke-Sakuth (TH Wildau) berichten über ihre Arbeit:

BTU: „Was ist eine Präsenzstelle eigentlich?“

Christian Rapp: „Präsenzstellen fungieren als zentrale Anlaufstellen in ländlich geprägten, hochschulfernen Regionen. Sie sind gleichzeitig Beratungs-, Informations- und Koordinierungsstellen und bieten den Menschen der Region eine Schnittstelle zum gesamten Wissenschaftssystem in Brandenburg. Dank der Ansprechpersonen vor Ort können sowohl Studieninteressierte als auch Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger von den Potenzialen des gesamten Brandenburger Wissenschaftssystems profitieren. Wir agieren im Regionalen Wachstumskern Westlausitz, der die Städte Lauchhammer, Schwarzheide, Senftenberg, Großräschen, Senftenberg und Finsterwalde umfasst.“

BTU: „Die Präsenzstellen des Landes Brandenburg verstehen sich als Bindeglied zwischen der Hochschullandschaft und den Menschen im ländlichen Raum. Welche Aufgaben haben sie konkret?“

Dominique Franke-Sakuth: „Die Präsenzstellen haben ein vielfältiges Aufgabenspektrum. Zum einen tragen sie die Forschungsthemen der Hochschulen des Landes Brandenburg nach außen und bahnen zum Beispiel Unternehmenskooperationen an. Sie ermitteln den Fachkräftebedarf oder erfassen gesellschaftliche, wirtschaftliche oder auch politische Strömungen, die dann wieder in die Hochschulen hineingetragen werden. Von diesem bidirektionalen Austausch profitieren vor allem auch die beteiligten Hochschulen, aber auch die Region. Natürlich sind die Präsenzstellen auch Anlaufpunkt für Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, Studieninteressierte und deren Eltern. Wir erhöhen die Studierneigung und wir adressieren auch die Zivilgesellschaft und machen Wissenschaft und Forschung für alle erleb- und begreifbar, auch für die, die bisher keine Berührung mit Universitäten hatten. Der erweiterte Transferbegriff ist hier das Stichwort. Speziell in der Lausitz steht mit dem Strukturwandel eine der größten Transformationen von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bevor, die Deutschland in den letzten 30 Jahren erlebt hat. Da gilt es, die Menschen der betroffenen Region mitzunehmen, eine große Herausforderung.“

BTU: „Was hat euch bewogen, diese Herausforderung anzunehmen?“

Christian Rapp: „Für mich bietet die Arbeit in der Präsenzstelle vor allem die Chance, in der Heimat für die Region zu arbeiten. Ich habe an der BTU BWL studiert und danach lange Jahre in leitender Funktion im Handel größere Teams koordiniert. Mit diesen Erfahrungen kann ich mich hier insbesondere in der Ansprache der regionalen Wirtschaft einbringen. Ich habe ein gutes Gespür dafür, was die Unternehmen in der Lausitz prägt und welche Angebote der BTU für sie interessant sind. Damit kann ich direkt den Strukturwandel begleiten und mit allen Beteiligten die Chancen entwickeln, die der Prozess mit sich bringt.“

BTU: „Was sind die größten Herausforderungen in Eurer Arbeit?“

Silke Söldner: „Der Ansatz der Präsenzstellen ist komplex. Wir adressieren verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichsten Themengebieten. Das macht es manchmal schwierig, unser Angebot mit einem Satz zu erklären. Dafür haben wir aber auch wirklich für jeden ein Angebot parat.

Der Kommunikationsaufwand in die Hochschulen ist ebenfalls herausfordernd. Die Angebote sind vielschichtig und es ist anspruchsvoll, die passenden Angebote für die jeweilige Zielgruppe zu adressieren und die Handelnden miteinander zu vernetzen. Dies ist der Kern unserer Arbeit.

Eine Herausforderung ist für uns auch der Betrieb der Präsenzstelle durch zwei Hochschulen. Die Arbeit mit unserer Kollegin Dominique Franke-Sakuth ist dabei unkompliziert, die formalen Prozesse dagegen nicht. Die Hochschulen arbeiten doch streckenweise sehr unterschiedlich. In der Präsenzstelle selbst darf das aber nicht spürbar werden.“

BTU: „Was genau wünscht ihr euch von der BTU?“

Christian Rapp: „Wir wünschen uns, dass man über die erfolgreiche Arbeit auch spricht, und zwar nicht nur im wissenschaftlichen Sinne, sondern vor allem auch in der breiten Öffentlichkeit. Auch die BTU-Beschäftigten müssen wir da noch ein wenig mitnehmen. Die Hochschulen haben zudem eine gesellschaftliche Aufgabe und damit ist auch der Transfer in die Zivilgesellschaft eine Herausforderung, der sich die Wissenschaftslandschaft Brandenburgs stellen muss. So ist es in der Transferstrategie des Landes auch festgeschrieben.“

Silke Söldner: „Das bietet auch für die Hochschulen selbst Chancen. Sie profitieren von einer erhöhten Sichtbarkeit, höheren Studierendenzahlen, einer stärkeren Präsenz in der regionalen Wirtschaft und einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung. Damit stärken die wissenschaftlichen Einrichtungen vor allem ihr eigenes Image. Das ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Das hier erarbeitete Wissen muss man aber zugänglich machen, über Publikationen, Vorträge, Anwendungsbeispiele, Projekte und vieles mehr. In der Wirtschaft hat sich der Grundsatz ‚Tue Gutes und rede drüber!‘ längst durchgesetzt, in der Wissenschaft ist das noch ausbaufähig."

BTU: Gibt es etwas, was Ihr Euch für die Zukunft der Lausitz wünschen würdet?

Dominique Franke-Sakuth: „Ich wünsche mir, dass die Menschen den Strukturwandel annehmen, die Chancen erkennen und stärker mitgestalten. Die Lausitz ist so ein toller Ort, mit inspirierenden Ideen und Akteurinnen und Akteure, die Energie haben, im wahrsten Sinne des Wortes. Das sollten alle Menschen so erleben dürfen, weil es ansteckend ist und hoch motivierend, an einem solchen Prozess mitarbeiten zu können.“

 

Dominique C. Franke-Sakuth